In der Legende über Katharina von Alexandrien und ihrer Diskussion mit den gelehrtesten Philosophen der Zeit, die sich darauf hin zum Christentum bekehrten, sehe ich unter anderem den ewigen Widerstreit zwischen Religion und Wissenschaft. Eine ähnliche Diskussion kann man über das Verhältnis der Kunst zu anderen Bereichen führen, die rationaler oder angewandter denken. Der Unterschied macht sich in der letzten Konsequenz bemerkbar, wenn entweder die Wissenschaft an ihre Grenzen kommt oder man als Laie einfach nur fasziniert ist von der perfekten Konstruktion von Organismen und Systemen, die zwar von Menschen entdeckt aber nicht erschaffen wurden.
Ein Gleichnis, wie es von Markus (4, 25-41) über das Senfkorn erzählt wird, oder von Matthäus (13, 2-9) über die reichliche Ernte trotz zahlreichem Misslingen, verbindet das Verständnis für biologische Zusammenhänge mit dem Glauben an einen höheren Sinn.
Wiederkehrende Gleichnisse beschreiben, daß aus dem Unscheinbaren, Kleinen etwas Großes heranwachsen kann, oder aus der scheinbaren Ausweglosigkeit, der Mühsal, also der geringste Hoffnungsschimmer doch noch zu einer Veränderung, Erfüllung oder Erlösung führen kann.
Visuelle Entsprechungen finden sich für mich in den Gesetzmässigkeiten der Geometrie und Mathematik. Universelle Formeln, wie die Fibunacci-Serie und der Aufbau von Fraktalen beschreiben Wachstumsvorgänge und Proportionsverhältnisse, die in vielen Bereichen Anwendung finden. Sie verbinden Micro- und Makrokosmos und sind übertragbar in mehrere Raum-Dimensionen. So werden einfache Prinzipien zu unendlich komplexen Gebilden, die die Vorstellungskraft überschreiten.
Gleichnisse bedienen sich aber an Bildern aus dem alltäglichen Leben, die das Potenzial haben vielfältig interpretiert zu werden.
Dem entsprechend entsteht meine Arbeit in Form einer Kollage aus mehreren Motiven und Mustern, die alltägliche Beobachtungen und offene Bildzusammenhänge im Rahmen dieser geometrischen Verhältnisse organisiert. Dieser Ansatz ergab sich aus der Betrachtung der abgebildeten Fotografie (von 2003), welche Elemente des Alltags, der Religion und die Bildaufteilung im Goldenen Schnitt in einen Zusammenhang setzt, der mir überaus menschlich und sympathisch erscheint ;)