Zur Eröffnung der neuen Räumlichkeiten lädt die Galerie Bridget Stern im Künstlerhaus FAKTOR bildende KünstlerInnen ein, die ebenso im Bereich der Musik aktiv sind.
Diese parallele Beschäftigung hinterlässt verschiedenste Spuren in den Arbeiten der KünstlerInnen und führt an diesem Abend zu einer Verbindung zwischen Ausstellung und Konzertsituation. Ihre Auseinandersetzung besteht nicht nur im theoretischen Bezug oder in der Verwendung von bestehendem Material, sondern integriert die eigene Komposition und Performance mit unterschiedlichen Mitteln und Instrumenten in installative Arbeiten.
Ein IMPROMPTU ist ein kleines Musikstück, das auf einer einfachen Idee basiert und beinhaltet die Bereitschaft auf Situationen zu reagieren und zu improvisieren. Musik kann konzeptuellen Vorgaben folgen, nimmt sich jedoch auch die Freiheit, eigenständig zu sein und spontanen Impulsen zu folgen.
(Text & Kuratiert von Mark Matthes)
PROGRAMM
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THOMAS BALDISCHWYLER
mit Jenni Zimmer & Florian Waldvogel
„DER TREPPENSTURZ“
(Performative Lecture, Videos, Radiosender, Objekte)
2013 bin ich von der Hamburger Kulturbehörde eingeladen worden nach Busan (Süd-Korea) zu reisen um dort an einer Gruppenausstellung teilzunehmen. Meinen ersten Wohnsitz hatte ich zu dieser Zeit in Basel und es bedurfte einiges an Aufwand den Transport potentieller Exponate zu organisieren - weil dafür natürlich mal wieder kein Geld vorhanden war und eine der Voraussetzungen meiner Teilnahme das Einbinden einer / eines zweiten Künstlerin / Künstler war, welche / welcher aber nicht mitfahren sollte / konnte. Leider hat mich das alles so gestresst, dass mich am frühen Morgen des 27. Novembers 2013 - auf dem Weg zum Flughafen - der unhandliche Rollkoffer die rutschigen Treppen der U-Bahn Station Feldstrasse hinunter riss und ich wenig später mit einer nicht unerheblichen Verletzung im AK St.Georg erwachte. Am 13. November 2015 werde ich im Künstlerhaus Faktor vor der - vom damaligen Kurator Florian Waldvogel ausgeführten - Wandarbeit, die ich mit Jenni Zimmer ersonnen hatte dieses Malheur musikalisch umrahmt nachspielen, Detailwissen zum Besten geben und u.a. über die Obsoleszenz des Genius Loci referieren.
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SILVIA BERGER AKA FRAU KRAUSHAAR
"BELLA UTOPIA"
(Sondscape, Konzert, Video, Objekte)
Sie hat in zahlreichen Arbeiten den Körper zwischen konkretem Vorhandensein und zeichenhafter abstrakter Vermittlung zum Thema gemacht. Ihr Ouvre reicht von Performance, Theater, Komposition, Hörspiel, Installation, Film, DJ Set, Papier Collage, Sound sowie Musik bis hin zur Konzeptkunst.
Des weiteren jongliert Frau Kraushaar mit den Themenbereichen der Aneignung und Appropriation. Ob Field Recording oder Dokumentarfilm, allem schwebt eine Art Innen- und Außenansicht an, welche sich durch fast alle Bereiche ihres künstlerischen Schaffens ziehen. Hier beginnt so etwas wie eine Dialektik des Virtuellen und des Reellen.
Ihre Arbeit wurde international registriert und aufgeführt, von Klubs, Kunstvereinen bis zu Filmfestivals als heimlicher Feuilleton Liebling verhandelt und eingeladen, sowie vom Goethe Institut nach New York und Griechenland importiert. Studium der Bildenden Kunst mit dem Schwerpunkt Medienkunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.
(Laila Unger, Verein des Gegen e.v.)
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MARK BOOMBASTIK
„SPINT“
(Konzert, Instrument, Objekt)
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CUNT CAREER
(ANIK LAZAR, PACHET FULMEN)
„THE HILLS HAVE ICE“
(Konzert, Installation)
Ein Altar für den Sound, gebaut von 2 hungrigen Frauen voller Lärm.
Sirenen und Heulen verdichten sich wellenförmig zu zart-brutalen Klängen. Die Differenzierung zwischen Stimmen und Instrumenten fällt schwer, die Grenzen verschwimmen. Ein Duett menschlicher Stimme und einem Drumsynthesizer, begleitet von digitalen Beats. Sakrale Reden, Echos und Störgeräusche. Polyphone Gebilde. Zersetzung in wilde kontemplative Klangteppiche. Schwere und Schwerelosigkeit bestimmen das Szenario - himmlisch animalisch.
Pachet Fulmen, geboren 1985, lebt und arbeitet als Künstlerin seit 2009 in Hamburg. Sie studiert Malerei, Film/Video, Philosophie an der HFBK bei Anselm Reyle, Michael Diers, Udo Engel, Ute Janssen und Robert Bramkamp. In ihren medienübergreifenden Auseinandersetzungen spielt sie mit den Ängsten und irritiert auf unterschiedlichen Ebenen - vom privaten Drama bis hin zum globalen Crashkurs.
Anik Lazar, geboren 1982 in Frankfurt am Main, lebt und arbeitet in Hamburg. Sie hat bis 2013 an der HFBK Kunst studiert, unter anderem bei Dr. Hanne Loreck, Anselm Reyle, Norbert Schwontkowski und Nicola Richter. Ihre Arbeit ist in den Bereichen (Musik-)performance, Installation, Skulptur und Malerei/Zeichnung anzusiedeln und wird bisweilen zu einem schillernden Ganzen mit Hang zum Gesamtkunstwerk verwoben.
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TILL VAN DAALEN
„ENSEMBLE“
(Skulptur)
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MARK MATTHES
„QUINTENZIRKEL“
(Installation, Komposition, Konzert)
Die Verbindung des Dur- und Moll-Quintenzirkels führt zu einer Anordnung von Akkorden nach Verwandtschaft, wodurch sich jeden Schritt nur ein Ton ändert. Es ensteht eine Schichtung von abfallenden Linien und rhythmischen Mustern, die Mark Matthes als Grundlage für seine Installation und die damit verbundende Komposition verwendet hat. Das Notensystem wird zu einem grafischen Relief, das sich in die Architektur des Raumes einfügt. Aus der Entfernung erkennt man das System, wogegen man von unten die Farbschichtungen der einzelnen Akkorde differenzieren kann.
Neben der künstlerischen Arbeit ist sein Instrument die Violine, die er in verschiedenste Besetzungen und Umgebungen einbindet. Darunter sind Bandprojekte wie "Ich Jetzt Täglich" und "Philipp Caspar Frederick (mit Philipp Schewe)", als auch sein loopbasiertes Kammerorchester, welches den Einsatz von Loop-Geräten, Delays und Effektgeräten in die Kompositionsweise integriert. Fragmente klassischer Streicher-Arrangements, minimalistische Pattern und abstrakte Geräusche überlagern sich im Fluß von sich langsam entwickelnden Strukturen.
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SVEN ERIK SCHEUERLING
„VISITE IMPROMPTUE DES WILLIAM S.E.S. BORROWED“
(Lichtobjekt, Foto)
Ein unermüdlicher dreamer flackert über die Augenlider – allmählich wird alles komplexer und schöner. J. greift zu anderen Mitteln. W. hat das Glück als Ältester immer der Erste zu sein. Er liefert mit "The Living Brain" von einem anderem W. das Fundament. B. kommt die Vision im Bus. Mit I. entwirft er den Prototyp und lässt sich das Ganze 1961 als "Verfahren und Gerät zur Erzeugung künstlerischer Empfindungen" patentieren.
„Du schaust mit geschlossenen Augen darauf, und das Flackern spielt über deine Augenlider." (I. S., 1959)
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PHILIPP SCHEWE
"DIE VIERZEHN NOTHELFERTRÄUME"
fest. Kate Moss, Helmut Schmidt, Kate Moss und eben… 11 weitere Nothelfer.
(Konzert, Lesung, Leuchtkästen, Installation)
Der Künstler und Multiinstrumentalist Philipp Schewe bewegt sich in großen Themenfeldern, in denen er Weltgeschehen mit individuellen Erfahrungen verknüpft und diese sowohl im Bild als auch in seinen Texten verarbeitet.
Es entstehen Konzeptalben, deren Songs ausnahmslos verfilmt werden. Das führt des öfteren zu Konzerten in Kinos – als welches das Künstlerhaus Faktor ursprünglich gebaut wurde.
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Das Künstlerhaus FAKTOR:
Der Knotenpunkt Sternbrücke hält weiterhin einige Überraschungen bereit. In Altona eröffnet im Sepember das neue "Künstlerhaus FAKTOR“ mit Veranstaltungsraum, Produzentengalerie, Künstlerresidenz, Ateliers, Werkstätten und großem Garten.Seit Mai sanieren die Mitglieder des Vereins die Räume in der Max-Brauer-Allee 229, um sie für ihre Zwecke nutzbar zu machen: In dem zentralen 180qm großen Raum des ehemaligen (Film-)Theaters, der in den letzten 30 Jahren als Fotostudio genutzt wurde, werden zukünftig Künstler aus den Bereichen Rauminstallation, Malerei, Bildhauerei, Video und Performance/-kunst präsentiert.
Entsprechend der unterschiedlichen Ausrichtung der Mitglieder des Vereins liegt der Fokus auf zeitgenössischer Kunst und interdisziplinären Projekten. Daneben bildet die künstlerische Fotografie einen Schwerpunkt bei FAKTOR.Es wird ein Fotolabor für experimentelle analoge Fotografie geben sowie einFotomietstudio / Probebühne, das auch von Externen genutzt werden kann. Auf die weitere Entwicklung und die nächsten Ausstellungen kann man gespannt bleiben.
www.bridget-stern.com // www.faktor.hamburg
IMPROMPTUS
Ausstellung und Performances von:
Thomas Baldischwyler, Mark Boombastik, Silvia Berger aka Frau Kraushaar, Till van Daalen, Cunt Career, Mark Matthes, Swen Erik Scheuerling, Philipp Schewe
Eröffnung am Freitag 13. November 2015
14.- 22.11.2015
Galerie Bridget Stern
im Künstlerhaus FAKTOR
Max-Brauer-Allee 229, 22769 Hamburg
www.bridget-stern.com // www.faktor.hamburg